Kriminalfall Lord Lucan

Ein Kriminalfall in den höchsten Kreisen Londons erschüttert in den 70er Jahren ganz England. Seit drei Jahrzehnten ist das Rätsel um einen verschwundenen Lord nicht gelöst. Auch in diesem Kriminalfall gibt es immer wieder Berichte ein angeblich Toter sei noch am Leben und sei in verschiedenen Teilen der Welt gesehen worden.

Der Abend des Verbrechens

Die Geschichte um das rätselhafte Schicksal des Lord Lucan beginnt am Abend des 7.November 1974, einem Donnerstag, in der vornehmen Lower Belgrave Street Nr. 46 in einer von Londons besten Gegenden. Sandra Rivett, die Nanny der Familie Lucan, eine hübsche 29-jährige Frau, die ein wenig an Jacqueline Onassis erinnerte, war ausnahmsweise auch an diesem Abend im Haus des Siebenten Earl of Lucan. Donnerstags hatte sie üblicherweise ihren freien Abend. Die Countess Veronica Lucan, bat gegen 21 Uhr Sandra um eine Tasse Tee. Die Gräfin war zusammen mit ihren drei Kindern in der oberen Etage. Die beiden jüngeren, Lord Bingham, 7, und Lady Camilla, 4, schliefen in ihren Zimmern, die 10 jährige Frances sah in einem der Schlafzimmer im 2. Stock fern. Sandra ging in das Souterrain, in dem sich die Küche und der Frühstücksraum befanden. Das vornehme Haus hatte sechs Etagen, es war einer jener typischen Backsteinbauten mit Rundbogenfenstern und schmiedeeisernen Balkongittern. Im Erdgeschoss befanden sich Ess- und Wohnzimmer sowie Garderobe und Toiletten, darüber waren vier weitere Etagen die verschiedene Räumlichkeiten bargen, hauptsächlich Schlafzimmer und Ankleideräume. Die Gräfin wartete bis etwa zehn Minuten nach 21 Uhr, ungefähr eine Viertelstunde nachdem Sandra in die Küche gegangen war. Als das Kindermädchen nicht zurückkam, ließ Lady Lucan ihre Kinder allein und ging ins Erdgeschoss um nach Sandra zu sehen. Es war dunkel im Souterrain, und als sie versuchte das Licht einzuschalten, funktionierte es nicht. Als sie Sandras Namen rief, erhielt sie keine Antwort.

Dann hörte sie leises Stöhnen in der Garderobe.

Sie fühlte einen schweren Schlag auf den Kopf. Eine strenge Stimme befahl ihr, ruhig zu sein, als sie um Hilfe rief.

Lady Lucan, eine zarte Frau von etwa 50 Kilo kämpfte mit ihrem Angreifer, der sie daraufhin würgte und versuchte ihr das Auge auszustechen. Doch Lady Lucan wehrte sich wild. Sie griff dem Mann zwischen die Beine und quetschte seine Hoden. Auf diese Art war es ihr möglich zu entkommen.
Lady Lucan lief in ihrem blutverschmierten Nachtgewand ins nächstgelegene Pub, und rief:
"Mord! Mord! Ich glaube mein Hals ist gebrochen! Er versuchte mich zu töten!"
Das "Plumber's Arms" liegt nur wenige Meter von ihrem Wohnhaus entfernt. "Ich bin gerade meinem Mörder entkommen! Er ist im Haus. Er hat das Kindermädchen getötet!"
Die Polizei wurde verständigt und die mittlerweile bewußtlose Lady Lucan wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Der Polizei, die daraufhin das Haus durchsuchte, bot sich ein grauenvolles Bild. Viel Blut war auf der Treppe im Erdgeschoss. Die Beamten fanden die Kinder in den oberen Stockwerken, allesamt unverletzt. Die beiden jüngeren schliefen noch, und die 10 jährige Frances sah noch immer fern.
Im Souterrain, dessen Türe offen stand, fanden die Beamten ein abgebrochenes Stück eines umwickelten Bleirohrs und Porzellanscherben im Frühstücksraum. Alles war, wie der Boden auch, blutverschmiert.
Die Glühbirne war herausgeschraubt worden. Dann sahen die Beamten den blutigen Postsack. Als sie ihn öffneten, fanden sie Sandra Rivett. Sie hatte schwere Verletzungen am Hinterkopf. Sie war tot. Spätere Untersuchungen ergaben ein unklares Bild über den Todeszeitpunkt. Einer der Pathologen war der Ansicht, das Kindermädchen sei unmittelbar nach der Attacke verstorben, während sein Kollege vermutete, sie könnte erst kurz vor ihrer Entdeckung durch die Polizei ihren schweren Verletzungen erlegen sein.

Lord Lucan lebte seit der Trennung von seiner Frau vor über einem Jahr in der Elizabeth Street, und gegen Mitternacht fuhr die Polizei in seine Wohnung. Er war unauffindbar.

Am darauffolgenden Tag befragte Scotland Yard die Countess im Krankenhaus. Sie beschuldigte ihren Mann der Tat und konnte den Kampf detailgetreu schildern. Als sie beide erschöpft vom Kampf auf dem Boden lagen, habe ihr Mann zugegeben, Sandra getötet zu haben, da er das Kindermädchen für seine Frau gehalten habe, da sie normalerweise den Abendtee selbst zubereitete und er wußte, dass Sandra Donnerstags Ausgang hatte.

Laut Linda Stratmann, Autorin von Lord Lucan Mystery, versuchte Lady Lucan ihren Mann zu beruhigen, indem sie ihn überzeugte, niemand würde Sandra vermissen. Sie sagte ihm, sie könnten die Leiche verstecken und sie könnte der Polizei erzählen, ein Einbrecher habe sie attackiert. Da sie um ihr eigenes Leben fürchtete, sagte sie, sie würde tun, was er wolle. Lord Lucan empfahl seiner Frau, sie solle Schlaftabletten nehmen, und sie stimmte diesem Vorschlag zu, unter der Bedingung, sie könne hinauf in ihr Zimmer gehen und sich hinlegen. Auf ihrem Weg in den zweiten Stock hinterließen die beiden eine Blutspur auf der Treppe Sie betraten das Zimmer in dem Frances noch immer fern sah und schickten das Mädchen in ihr Zimmer. Frances sagte später aus, sie bemerkte das Blut im Gesicht ihrer Mutter, als ihre Eltern ins Zimmer kamen.

Laut Lady Lucan gingen sie und ihr Mann ins Badezimmer, wo er ihre Wunden untersuchte. Dann breitete er ein Handtuch auf dem Bett aus, damit sie sich hinlegen konnte und als er ging, um noch mehr Handtücher zu holen, konnte sie flüchten. Sie lief aus dem Haus ins nebenan gelegene "Plumber's Arms".

| ^ nach oben ^ |

[XHTML 1.0] [CSS]